Autorin Yoko Tawada erhält Nelly-Sachs-Preis der Stadt Dortmund

Der Nelly-Sachs-Preis der Stadt Dortmund geht in diesem Jahr an die japanische Schriftstellerin Yoko Tawada. Die Entscheidung über die Vergabe des mit 15.000 Euro dotierten Literaturpreises fiel in der Jury-Sitzung am Mittwoch, 3. September.

Traditionell wird der Preis in Anlehnung an den Geburtstag von Nelly Sachs (geboren am 10. Dezember 1891) verliehen – in diesem Jahr am Sonntag, 14. Dezember, mit einem Festakt um 11 Uhr im Rathaus Dortmund. Yoko Tawada hat sich über die Nachricht gestern sehr gefreut und schon angekündigt, zur Verleihung nach Dortmund zu kommen. Jurymitglied Jona Elisa Krützfeld, Verlegerin und Publizistin, wird die Laudatio halten.

Tawadas spielerischer Umgang mit Sprache

Yoko Tawada schreibt Essays, Gedichte, Dramen, Romane und andere Prosatexte – sowohl in ihrer Muttersprache Japanisch als auch auf Deutsch. Dabei macht sie die Sprache häufig zum Thema, etwa in ihrem Gedichtband „Abenteuer der deutschen Grammatik“ oder in ihren Essays unter dem Titel „akzentfrei“. Das war auch für die Jury ein wichtiger Punkt bei der Entscheidung: „ Tawadas Texte sind spielerisch. In immer wieder anderer Weise und mit großer Lust am Experimentieren erkundet sie Zwischenräume. In ihrer surrealen Poetologie demontiert sie Sprache und Wahrnehmung in einzigartiger Weise. Dabei sind Humor und Ernst, Dokument und Fantasie oft nicht zu unterscheiden“.

Bei Tawada sind Heimat und Identität immer beweglich

Yoko Tawada wurde 1960 in Tokyo geboren, als Tochter eines Buchhändlers. Sie studierte dort zunächst Literaturwissenschaft mit Schwerpunkt russische Literatur. Von 1982 an studierte sie Neuere Deutsche Literaturwissenschaften an der Universität Hamburg. Heute lebt sie in Berlin. In ihren Arbeiten beschäftigt sie sich mit wichtigen gesellschaftlichen Fragen und Problemen auf besondere Weise.

In der Jurybegründung heißt es weiter:

„Durch eine einfache, verständliche Sprache wirken Yoko Tawadas Texte auf den ersten Blick harmlos. Doch widmen sie sich komplexen und existenziellen Themen: Umweltkatastrophen, Machtstrukturen, der Hybris der menschlichen Spezies, Geschlechterfragen, Themen des Unbewussten und der Transformation. Eine große Freiheit liegt in ihrem ironischen Umgang mit Autoritäten und Konventionen. In Wort- und Gedankenspielen überschreitet Tawada nicht nur Grenzen, sie löst sie auf. Ihre Texte zeigen, wie fluide und hybrid Sprache, Mensch und Welt sind. Damit schenkt sie ihren Leser*innen eine ästhetische Erfahrung, die Fremdheit als freude- und gewinnbringenden Zustand begreifbar macht. So sind bei Tawada zum Beispiel Heimat und Identität immer beweglich. Der Mensch ist ein Lebewesen unter vielen, nicht mehr. Die Krise beginnt bei ihr, wo starre Grenzen gezogen werden oder bleiben.“

Die Jury würdigt Tawada als eine Ikone der Gegenwartsliteratur: „Wie kaum eine andere Literat*in arbeitet Tawada an einer Zwischensprache, die offen und ohne Ort ist. Sie gibt damit jenen vielen Menschen, die suchen und sich dabei immer wieder neu fremd fühlen, einen Ort. Dies macht Yoko Tawadas Literatur universell für unser 21. Jahrhundert.“

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